Zur Geschichte der Stiftskirche
St. Georg Grauhof

Das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Grauhof, wie es sich heute präsentiert, wird bald 300 Jahre alt. Mit dem Bau der jetzigen Gebäude wurde 1701 begonnen. Danach wurde von 1711 bis 1714 die Stiftskirche St. Georg errichtet.

Die nüchternen Zahlen verbergen die Vorgeschichte - also kurz: Das Stift Grauhof ist wesentlich älter, war im Mittelalter das so genannte Vorwerk (oder auch landwirtschaftlicher Wirtschaftshof) des reichsfreien Stiftes St. Georg. Das Stift lag auf dem "Sassenberg" (fortan Georgenberg), war von Kaiser Konrad II. im Jahr 1205 gegründet worden und wurde später von Kaiser Heinrich V. dem Bischof Kuno von Hildesheim geschenkt. Dabei erhielt das Stift u. a. auch den Wald Al (Ohlhof und Umgebung) übereignet. Dieser großartige oktogone Bau der Stiftskirche auf dem Berg nördlich Goslars und vor den Mauern der Stadt wurde in den politisch-religiösen Wirren der Reformationszeit von den Goslarer Bürgern - in der Auseinandersetzung mit Herzog Heinrich dem Jüngeren - zerstört. Die Augustiner-Chorherren verlegten ihren Sitz auf den Wirtschaftshof in Grauhof.

Für die Besitz- und Nutzungsverhältnisse um Grauhof begann ein politisches Wechselbad, mit bestimmt durch die religiösen Auseinandersetzungen dieser Zeit. Erst mit dem weit über Grauhof hinaus wirkenden Propst Bernhard Goeken (1690 – 1726) wurde Grauhof – nun im protestantischen Umland gelegen – wieder zu einem Brennpunkt neuen Gottesglaubens und künstlerischer Kultur.

In Goekens 36 Jahren als Propst von Grauhof wurde mit dem Neubau des Klosters begonnen, nach dessen Fertigstellung mit dem Bau der großen Stiftskirche. Der kunstsinnige und -liebende Propst Goeken hatte für diese Stiftskirche italienische Baumeister gewonnen: Francesco Mitta, Josefo Crotogino und dessen Sohn Sebastiano, alle drei anerkannte zeitgenössische Architekten im südniedersächsischen Raum.

Der Kirchentyp der Stiftskirche Grauhof ist in Norddeutschland einzigartig, ohne Vorbilder und ohne Nachfolge. Sie stellt eine bedeutende Anlage dar. Die dreijochige Wandpfeilerkirche mit dem lang gestreckten erhöhten Chor beeindruckt durch die ungewöhnliche Weiträumigkeit dieses barocken Gotteshauses.

Der Nachfolger Goekens, Propst Heinrich Eikendorff, vollendete die innere Ausstattung der Kirche. Unter ihm wurde auch die große Orgel von Christoph Treutmann d. Ä. verwirklicht. Unter Einbeziehung in die Gesamtarchitektur der Kirche wurde sie von Treutmann 1734 bis 1737 erbaut. Die Grauhofer Orgel ist ein Meisterwerk barocken Orgelbaus. Sie ist das größte und gleichzeitig das einzige heute noch fast vollständig erhaltene Werk Treutmanns d. Ä. und gehört zu den schönsten und größten Barockorgeln Norddeutschlands.

Nach der Säkularisation wurde der Chorherren-Konvent aufgelöst. 1818 wurde Grauhof einschließlich des Klostergutes, inzwischen zum Königreich Hannover gehörend, dem Allgemeinen Hannoverschen Klosterfonds zugeordnet. Dieser - heute Klosterkammer Hannover - trägt den Unterhalt des "Klosters" und der Stiftskirche St. Georg. Dass die Klosterkammer zur Restaurierung der Treutmann-Orgel für gut 1,2 Millionen DM entscheidend beigetragen hat, muss anerkennend hervorgehoben werden.